Isabel & Christian Dietz


Hypsugo ariel (Thomas, 1904) – Ariels Fledermaus

Hypsugo ariel (c) C. Dietz
Hypsugo ariel aus dem Sinai in Ägypten.

Ariels Fledermaus galt bis vor wenigen Jahren als extrem selten oder sogar als in freier Wildbahn verschollen. Nur ein paar wenige Tiere dieser Art waren in den vergangenen 100 Jahren gefunden worden: im Sudan, dem südlichen Ägypten und in Israel.Enstprechend wage war die Beschreibung der Erkennungsmerkmale dieser kleinen Fledermaus, die mal zur Gattung Pipistrellus und mal zu Hypsugo gestellt worden war. Einzig sicheres Erkennungs- und damit auch Unterscheidungsmerkmal von der viel häufigeren und von Ägypten über den Nahen Osten und Teile der Arabischen Halbinsel viel weiter verbreiteten Bodenheimers Fledermaus (Hypsugo bodenheimeri): die oberen Schneidezähne. Im Sommer 2005 ging mir bei einer Forschungsexpedition im Süden der Sinai-Halbinsel eine morphologisch einwandfreie Ariels Fledermaus ins Netz, wenige Tage später auch einige typische Bodenheimers Fledermäuse. Der direkte Vergleich der Tiere zeigte klar: bis auf die Zahnmerkmale an den Schneidezähnen waren sie nahezu identisch. Im Flugraum erzeugten beide "Arten" gleiche Echoortungslaute und später konnten genetische Untersuchung nur äußerst geringe Unterschiede finden (siehe Molecular identification). Damit war klar: Hypsugo ariel und Hypsugo bodenheimeri sind ein und die selbe Art. Nach den Regeln der zoologischen Nomenklatur hat der bereits 1904 vergebene Name 'ariel' Priorität und 'bodenheimeri' stellt ein neueres Synonym dar. Dass Ariels Fledermaus aber nicht wie in der Originalbeschriebung zur Gattung Pipistrellus sondern morphologisch und genetisch eindeutig zur Gattung Hypsugo gehört konnten wir dann auch gleich noch bestätigen. In einer weiteren Arbeit haben wir die morphologischen Merkmale aller verfügbaren Museumstiere von 'ariel' und 'bodenheimeri' verglichen und kamen zu dem selben Schluss. Damit ist "Pipistrellus ariel" von einer der weltweit seltensten Fledermäuse zu einer zwar für Nordost-Afrika und den Nahen Osten endemischen, aber relativ häufigen Art geworden und hat seinen Platz in der "richtigen" Gattung Hypsugo bekommen. Im Süden der Sinai-Halbinsel ist Ariels Fledermaus sogar die häufigste Fledermausart und Gefährdungsursachen sind derzeit nicht zu erkennen. 

Hypsugo ariel ariel-morphotype (c) C. Dietz
Eines der wenigen bisher gefundenen Exemplare des 'ariel'-morphotyps von Hypsugo ariel aus dem ägyptischen Sinai-Gebirge und das einzige Tier von dem Fotos existieren.


Hypsugo ariel incisivi ariel type (c) C. Dietz Die beiden morphologischen Ausprägungen des Frontgebisses bei Ariels Fledermaus sind einmalig unter den westpaläarktischen Fledermausarten und über den Grund bzw. die Funktion dieses Dimorphismus lässt sich derzeit nur spekulieren.

Der 'ariel'-Morphotyp (links) hat einen einspitzigen ersten oberen Schneidezahn, der 'bodenheimeri'-Morphotyp (rechts) einen zweispitzigen ersten oberen Schneidezahn.
Hypsugo ariel incisivi bodenheimeri type (c) C. Dietz

Hypsugo ariel ear (c) C. Dietz
Die Ohrform galt lange Zeit als mögliches Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden als Arten angesehenen Morphotypen 'ariel' und 'bodenheimeri', dabei waren die Unterschiede lediglich darauf zurückzuführen, dass von dem 'ariel'-Morphotyp nur wenige schlecht konservierte Museumsbeleg zur Verfügung standen. Erst mit dem Fang einer lebenden 'ariel' im Sinai konnte diese Fehlinterpretation ausgeräumt werden.

Siehe auch: Projektbericht Sinai 2005, Molecular identification und Artbeschreibung in Mammalian Species

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